Soulmaz

 

 

 

Warum ich Hebamme geworden bin

 

 

Ich muss ganz ehrlich sagen, es war kein Berufswunsch, den ich bereits in der Kindheit oder in meiner Jugend hatte. Ich hatte diesen Beruf schlichtweg nicht auf dem Schirm. Erst mit der Geburt meines ersten Sohnes wurde mir bewusst, was alles hinter dieser Reise zur Elternschaft steckt. Immer wieder waren Hebammen die Ansprechpartner*innen und sie waren es auch, die mich durch alle Phasen dieser Reise begleitet haben. Das hat mich neugierig gemacht. Es war wie das Öffnen einer neuen Tür und der Beginn einer Zeit, die mich sehr geprägt hat.

Ich habe meine Kindheit in meiner Geburtsstadt Dortmund verbracht. In meiner Jugend sind wir als Familie nach Hamburg gezogen und mittlerweile ist der Norden auch zu meinem lieb gewonnenen Zuhause geworden. Ich durfte mit starken Frauen groß werden und wachsen: Meiner Mutter und meinen drei Schwestern.

Mein Partner und ich sind jung Eltern geworden, das ist in der heutigen Zeit tatsächlich noch ein großes (Tabu)Thema und mit sehr vielen Vorurteilen behaftet. Das haben wir auch zu spüren bekommen, nicht nur von unserer Umgebung, sondern auch von Hebammen und Ärzt*innen. Unser Sohn ist dann geplant in der Klinik zur Welt gekommen und wir mussten leider eine traumatische Geburt erleben.

Wir haben erlebt, welche Auswirkungen die Unterbesetzung und Überbelastung in den Kreißsälen auf Gebärende* und werdende Eltern haben.

Bei der Entscheidung Hebamme zu werden, war mein Partner eine große Motivationsstütze. Er hat mir immer wieder zugesprochen und mir meine Ängste genommen, die ich gerade in Bezug auf unsere Erlebnisse hatte.

 

Nach einem 11-monatigem Praktikum auf der Wochenbettstation war es endlich so weit und ich durfte die Ausbildung zur Hebamme antreten. Ich habe Schwangerschaft, Geburt und das Wochenbett aus einer neuen Perspektive erlebt.Viele schöne Momente, an denen ich teilhaben durfte, aber auch viele Situationen, in denen ich mir gewünscht hätte, ich hätte die Frauen* und Gebärenden* besser geschützt.

Der Gedanke daran, dass ich als Hebamme später das Privileg haben werde, einen Beitrag zur positiven Veränderung leisten zu können, hat mich durchhalten lassen. In meinem letzten Ausbildungsjahr wurde ich erneut schwanger. Diesmal war ganz klar: Unser Kind wird zu Hause geboren! Es war eine wertvolle Erfahrung für uns als Familie und für mich als Frau* war die Geburt zu Hause das Wiedererlangen meiner Selbstbestimmung und Selbstwirksamkeit. Meine zweite Geburt so positiv erleben zu können, hat mir auch noch mal besonders vor Augen geführt, was mir auch als Hebamme in meiner Arbeit mit Frauen* und Familien wichtig ist.

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Nach meinem Examen wollte ich so schnell wie möglich in die Freiberuflichkeit, was mir auch zum Glück gut gelang. Dem Klinikalltag konnte und wollte ich nämlich nicht standhalten.
In den letzten drei Jahren habe ich beobachten können, wie sich die Begleitung und Beratung auf Augenhöhe positiv auf Schwangere und Wöchnerinnen auswirkt.

Es ist wichtig und essenziell, dass Frauen* und Familien Begleitung und Unterstützung erfahren. So können Ressourcen erkannt und genutzt werden und möglicher Bedarf kann ausfindig gemacht werden. Ebenso wichtig ist es, Hebammen in der Ausübung ihres Berufes genügend anzuerkennen und sichere Arbeitsplätze zu schaffen, sodass wir Hebammen lange in dieser Care Arbeit tätig sein können.

Das Stärken von Frauen* sollte in der Gesundheitsförderung oberste Priorität sein!

Zudem ist es mir persönlich sehr wichtig, Räume zu schaffen für Frauen* und Familien, die frei von Diskriminierung und Hierarchien sind, um eine Begleitung auf Augenhöhe zu ermöglichen, Diversität zuzulassen und auf Bedürfnisse eingehen zu können.



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