Vom Trauma zum Traum

Vom Trauma zum Traum

2018 hatte ich meine erste Geburtserfahrung. Da wir in eine neue Stadt gezogen sind, suchte ich mir die nächstgelegene Klinik aus. Dies erschien mir einfach praktisch. Generell hab ich mir um die Geburt keine großen Gedanken gemacht. Ich vertraute meinem Körper, wie ich es immer tat.
Ganz im Vertrauen zu mir selbst genoss ich meine Schwangerschaft und am 12.07.2018 war es dann soweit. Die Fruchtblase platze nachts und wir riefen den Krankentransport. Wir waren voller Vorfreude, sodass die Sanitäter mich fragten, ob ich mir sicher sei, dass heute ein Baby zur Welt kommt.

Im Krankenhaus wurde ich mit den Worten „Oh, ne nicht noch eine Frau“ begrüßt.
Dieser Satz war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich fühlte mich unwillkommen und nicht gewollt. Leider zog sich dieses Gefühl durch die gesamte Geburt.
Mir wurde (aufgrund zu vieler Geburten) kaum Hilfe angeboten und mein Freund und ich fühlten uns übersehen und hilflos. Es kam zu einem Geburtsstillstand in der Austreibungsphase. Durch die PDA hatte ich kein Gefühl mehr in meinen Beinen, sodass nach einigen Stunden ein Kaiserschnitt die Lösung war.

Während der Op war ich so nervös, dass mein Puls immer schneller wurde und ich nach der Geburt, zur weiteren Beobachtung, in ein anderes Zimmer geschoben wurde. Unser Sohn wurde mit meinem Freund in das Zimmer geschickt, wo die Geburt stattfinden sollte.
Nach über einer Stunde durfte ich unser Baby endlich sehen und in die Arme schließen.
Nach drei Tagen wurden wir aus dem Krankenhaus entlassen.
Wenn ich an die Geburt dachte, fühlte ich mich als Versagerin und hatte kein Vertrauen mehr in meinen Körper. Der Gedanke an eine weitere Schwangerschaft war schmerzlich, weil dieser mich direkt in die alte Geburt zurück katapultiert hat. Dieses Gefühl kam erst Monate bis Jahre später auf. Wahrscheinlich erst, als wir mit dem Gedanken gespielt haben, ein weiteres Kind zu bekommen.


Ich habe diese Gedanken verdrängt und versucht mich mit dieser Erfahrung abzufinden.
Nun wurde ich im Juli 2021 erneut schwanger. Ich konnte mich kaum freuen, da die Angst vor der Geburt sofort präsent war. Meine Hebamme erzählte mir davon, dass ich mich bei einer Hausgeburt oder Geburt im Geburtshaus besser aufgehoben fühlen würde. Ich kontaktierte direkt eine Hebamme für Hausgeburten. Mein großes Glück war, dass diese Hebamme sich mit einem Team ein zweites Standbein mit einem Geburtshaus aufgebaut hatte. So hatte ich alle Optionen offen.
Nur konnte ich mich einfach nicht entscheiden. Welcher wird der richtige Ort sein, kann ich mich öffnen und fallen lassen und viele weitere Fragen waren in meinem Kopf. Durch mentale Vorbereitung, positive Geburtsberichte und Gespräche konnte ich mich dazu entschließen, im Geburtshaus zu gebären.

Ich bereitete mich mental sehr auf die Geburt vor. Manifestierte den Ablauf, welche Hebamme dabei sein wird, eine Wassergeburt in der ich mein Baby selber nehmen kann und
dass ich mit 8 cm geöffnetem Muttermund im Geburtshaus ankommen werde.

Nun war der Tag gekommen. 08.04.2022/09.04.2022
Ich hatte leichte Wellen über den Tag hinweg. Am Abend eine starke Welle bei der die Fruchtblase sprang. Ich kontaktierte meine Hebamme und die Babysitterin für den Großen, sowie eine Freundin die uns fuhr.
Mein Freund brachte unseren Sohn ins Bett und ich hatte viele starke Wellen innerhalb weniger Minuten. Wir verabredeten uns mit der Hebamme direkt und fuhren los. Wir
kamen im Geburtshaus an und unsere Hebamme untersuchte mich. Der Muttermund war bereits bei 8 cm. Die zweite Hebamme wurde hinzugerufen. Wie ich es mir vorgestellt habe, kam genau diese eine Person.
Der Pool wurde noch befüllt, jedoch sah es zuerst danach aus, dass ich es nicht mehr hineinschaffte. Ich hatte viele kräftige Wellen und konnte diese mit liebevoller Anleitung „veratmen“. Meine Augen waren die ganze Zeit über geschlossen und ich konnte zu mir selber reden. Ich habe meine Affirmationen aufgezählt und mit unserem Baby gesprochen. Dann konnte ich für die letzte Stunde in den Pool. Durch verschiedene Positionen konnte ich mein Becken lockern und mit Hilfe des Kleinen konnte ich ihn behutsam aus mir raus schieben. Alles verlief in unserem Tempo. Uns wurde Geduld und Vertrauen geschenkt. Und so konnte ich ihn in der letzten Welle selber nehmen und in meine Arme schließen.

Ich kann dieses Gefühl von Glück, Erleichterung, Liebe und Zärtlichkeit nicht in Worte fassen. Meine Ängste waren wie verflogen. Ich konnte in dieser Situation einfach ich sein. Alles loslassen und mich völlig hingeben ganz ohne Schmerzmittel. Von der Ankunft im Geburtshaus bis hin zur Geburt, waren gerade einmal zwei Stunden vergangen. Liebevoll wurde ich danach geduscht, versorgt und unser Baby behutsam „untersucht“. Als wir vier Stunden später überglücklich entlassen wurden, legten wir uns zu unserem Sohn ins Bett und wachten mit ihm im Arm am Morgen auf. Dies wünsche ich jeder schwangeren Frau.

Claudia

 

 



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