Spontangeburt nach Kaiserschnitt?

Spontangeburt nach Kaiserschnitt?

 

Da ich damals bei meiner Tochter, nach tagelanger Einleitung im Krankenhaus, fiesen Sprüchen der Hebammen, einen Geburtsstopp und einen darauffolgenden Kaiserschnitt erlitt, war mir klar, das ich bei meinem 2. Kind alles anders angehen werde. Somit habe ich mich bei meiner 2. Schwangerschaft nach einem Geburtshaus umgeschaut und das Geburtshaus in Hamm gefunden.

Dort wurde ich anfangs von zwei, später von drei wunderbaren Hebammen betreut und begleitet. Von Anfang an hat keine mir den Mut genommen, spontan zu entbinden, obwohl ich aufgrund meines vorherigen Kaiserschnitts viel Kontra und Missverständnis erhalten habe, vor allem von Ärzten. Aber das war mir egal, denn ich wusste, wenn ich ein Kind natürlich entbinden kann, dann nur auf diesem Wege.
Aufgrund der Angst nochmals eine Einleitung im Krankenhaus erhalten zu müssen, habe ich in Absprache mit meinen Hebammen ab dem Stichtag viele Tipps zur natürlichen Einleitung erhalten und diese auch täglich durchgeführt, denn ich ersehnte mir die Geburt jeden Tag, ich freute mich richtig darauf. Als ich dann eine Woche über dem Stichtag war und mein Muttermund bei der Vorsorge schon 1cm geöffnet war, konnte auf meinen Wunsch eine Eipollösung durchgeführt werden, eine natürliche Einleitungsmethode. Voller Hoffnung ging ich nach Hause. Neben viel Bewegung, Nelkenöltampons, Massage und Badewanne ging es dann Abends tatsächlich mit den Wehen los. Von da an war ich auch jederzeit im Gespräch mit meiner Hebamme Nora, welche Bereitschaft hatte.

Nachts wurden die Wehen irgendwann so schlimm, das ich diese zu Hause nicht mehr aushielt und klar war, dass ich nun ins Geburtshaus musste. Wir informierten Nora. Mein Freund und meine Mama begleiteten mich. Dort angekommen wartete Nora und ein warmer, gut riechender Raum. Nora hat sich sehr liebevoll um mich gekümmert. Die Badewanne wurde bereits eingelassen und das Licht leuchtete gemütlich. Erst gab es ein Buscopan Zäpfchen. Dann legte ich mich ins Bett des Geburtsraumes, der Muttermund war bereits bei 5-6cm und es stellte sich schnell heraus, das der Kopf meines Babys nicht richtig lag und wir machten Übungen. Leider hatte ich sehr starke schmerzhafte Wehen und meine Fruchtblase sprang plötzlich, während einer Wehe. Durch die missliche Lage des Kopfes verspürte ich einen starken Pressdrang. Ich ging in die Badewanne. Dort versuchte ich die Wehen zu veratmen, konnte aber den Pressdrang nicht unterdrücken und presste mehrmals lautstark. Bei der nächsten vaginalen Untersuchung stellte Nora dann fest, das der Muttermund und der Kopf des Kindes ödematös waren und der Muttermund sich nicht weiter geöffnet hatte. Aufgrund meines vorherigen Kaiserschnitts hat sie uns zur Verlegung geraten. Da ich starke Schmerzen hatte und mich auch eine gewisse Angst begleitete, stimmte ich in Absprache meines Freundes der Verlegung zu. Zu meinem Glück ging die Verlegung schnell und die Rettungskräfte waren sehr lieb. Nora begleitete mich. Als wir im Krankenhaus ankamen hörte ich bereits die liebevolle Stimme der Hebamme aus dem Kreißsaal, welche mir voller Zuversicht entgegen kam und ich war unglaublich erleichtert. Nora machte eine Übergabe und hat auf meinen Freund und meine Mama gewartet, dann verabschiedete sie sich. Mir wurde zur Überbrückung, bis die PDA kam, Lachgas angehangen, was mir überhaupt nicht half. Der Gynäkologe wollte bei unserem Baby Blut abnehmen, jedoch meinte unsere Hebamme es sei wichtiger mir jetzt erstmal eine PDA zu legen, da es dem Baby ja auch gut ginge. Wir stimmten dem zu und lehnten eine Blutabnahme ab. Dann erhielt ich Wehenhemmer und eine PDA. Der Pressdrang ging schnell weg und es wurde abgewartet dass ich schmerzfreier wurde, was ziemlich lang dauerte. Irgendwann kam eine Gynäkologin, welche mir verständnisvoll mitteilte, dass wenn es zu einem Kaiserschnitt käme ich nichts dafür konnte und ich bereits alles in meiner Macht stehende getan habe, sie jedoch noch alles versuchen möchte, da ich nicht ohne Grund aus einem Geburtshaus gekommen sei und sie meinen Wunsch einer natürlichen Geburt sehr ernst nehme.

Nach körperlicher Untersuchung und Ultraschall wurde festgestellt, das ein hoher Geradstand die Geburt erschwerte. Der Kopf meines Babys müsse sich tiefer legen, ansonsten müsse ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. Nachdem die PDA höher dosiert wurde und die Schmerzen eingestellt waren, führte die Hebamme ein paar Übungen mit meinem Becken durch und dann musste ich erstmal einige Zeit so liegen bleiben. Schlafen konnte ich nicht, da die Wehen trotz PDA immernoch zu spüren waren. Als ich dann alleine mit meinem Freund war weinte ich sehr, zu sehr waren die Gedanken daran, wieder einen Kaiserschnitt zu erhalten und der Angst, die starken Schmerzen im Wochenbett zu haben, wie bei meiner 1. Geburt. Mein Freund stärkte mich und sagte mir ,,Egal was passiert, wir schaffen das auch ein zweites Mal!“. Irgendwann folgte wieder eine körperlicher Untersuchung.

Die Hebamme stellte voller Begeisterung fest, dass mein Muttermund bereits bei 9cm ist. Sie sagte mir, das die Chance eines erneuten Kaiserschnitts bei 90- zu 10% gewesen sei, nun aber eine 50- zu 50% bestehe. Sie zog die Gynäkologin hinzu und sie sagten mir, das ich nun eine Stunde zur vollständigen Öffnung habe. Die Übung mit meinem Becken wurde nochmals durchgeführt. Damit ich meine Kräfte sammeln konnte und ich zum Pinkeln nicht aufstehen musste, wurde ich insgesamt zweimal Einmalkatheterisiert. Mein Muttermund öffnete sich in weniger als einer Stunde auf 10cm. Ein Schichtwechsel erfolgte und die neue, ebenfalls tolle Hebamme und die Gynäkologin waren bei mir und ich durfte nun in jeder Wehe versuchen den Kopf ein wenig runter zu pressen. Leider waren die Wehen durch die PDA nicht besonders stark und ziemlich unregelmäßig. Ich hatte Wehenmittel laufen, welches nun höher dosiert werden sollte. Jedoch hatte ich durch meine 1. Geburt solche Angst einen Wehensturm zu erleiden und lehnte das ab. Die Gynäkologin sagte mir, dass Angst kein guter Begleiter sei und erklärte mir, weshalb sie mir das Wehenmittel verabreichen möchte. Meine Gedanken waren nur noch bei einem Kaiserschnitt, doch mein Freund sagte mir voller Zuversicht ,,Du hast so viel geschafft, das schaffst du jetzt auch noch!“. Die Gynäkologin gab mir ein wenig Zeit und plötzlich fingen die Wehen von selbst an regelmäßiger zu werden. Ich war in Rückenlage, Beine waren auf Höcker gespreizt, trotzdem fühlte sich die Geburtsposition nicht unangenehm an. Ich hielt mich an meinem Freund fest und durfte in jeder Wehe ordentlich mit pressen. Die Hebamme und die Gynäkologin motivierten mich in jeder Wehe, ich hatte vollstes Vertrauen. Ich hatte keine starken Presswehen, jedoch wusste ich durch die Presswehen in der Nacht genau, wo ich hin pressen musste. Irgendwann sagten sie mir, ich könne, wenn ich wollte nun den Kopf fühlen. Die Gynäkologin sagte außerdem, das es sein kann, dass sie bald eine Saugglocke hinzuziehen müssen. Doch die brauchten wir nicht. Beim nächsten Pressen kam plötzlich der Kopf und in der nächsten Wehe dann der Körper. Es war überwaltigend. Die Plazenta kam auch ohne Probleme. Bis zuletzt habe ich gedacht, das es doch noch zu einem Kaiserschnitt kommen würde. Mein Freund und ich weinten und waren unglaublich dankbar über die tolle Begleitung, welche wir erfahren durften und waren unfassbar stolz, dass unser Sohn es doch noch geschafft hat, auf natürlichem Wege zu kommen. Mein Freund schnitt die Nabelschnur durch und unser kleiner Sohn durfte erst mal lange Zeit auf meiner Brust liegen bleiben. Die Gynäkologin musste mich noch Nähen und nahm sich Zeit, somit konnten wir ihr unsere Dankbarkeit nochmals zum Ausdruck bringen.

Von Wehenstart bis zur Geburt verliefen ca. 20 Stunden voller Schmerz, Verzweiflung, Hoffnung, Dankbarkeit und Glück. Ob die Geburt schwer war oder nicht, spielt für mich keine Rolle. Ich habe die Geburt derart positiv in Erinnerung und bin einfach nur dankbar, dass ich diese Geburt erleben durfte. Ich möchte jeder Frau Mut zusprechen, die es nach einem Kaiserschnitt auf natürliche Wege probieren möchte. Für mich war es unglaublich wichtig, wer mich auf diesem Weg begleitet hat. Mit dem Geburtshaus habe ich die richtige Wahl getroffen, sowohl in der Schwangerschaft, während der Geburt, als auch im Wochenbett wurde ich bestens betreut und meine Ängste und Sorgen wurden immer aufgefangen. Ich habe durch die Hebammen unglaublich viel lernen und mitnehmen dürfen. Auch wenn die Geburt dann doch ungeplant im Krankenhaus stattgefunden hat, bin ich froh, genau diesen Weg gegangen zu sein und somit deutlich bessere Erfahrungen gemacht habe, als damals bei meiner 1. Geburt.

Danke für all die liebevolle, menschliche Begleitung von Anfang bis Ende.

 



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