Gründe, warum Schwangere denken, eine außerklinische Geburt käme für sie nicht in Frage

Gründe, warum Schwangere denken, eine außerklinische Geburt käme für sie nicht in Frage

In dieser Reihe räumen wir mit einigen Mythen rund um die außerklinische Geburt auf. Gängige Vorurteile, bei denen angenommen wird, eine Geburtshausgeburt sei ausgeschlossen.

Kommen dir diese Sätze bekannt vor?

 

1. Ich wohne zu weit weg

Erklärung: Ein längerer Anfahrtsweg ist natürlich kein Klacks mit Geburtswehen, aber gemeinsam mit der Hebamme kann man den besten Zeitpunkt für den Weg ins Geburtshaus wählen. Wir haben schon Familien begleitet, die 1 bis 1,5 Stunden vom Geburtshaus entfernt wohnen.
Auch ein Aufenthalt in Hamburg im Geburtszeitraum, zum Beispiel für Schwangere, die auf den Inseln wohnen, ist möglich und kann auch durch die Krankenkassen finanziert werden.

2. Ich habe eine Risikoschwangerschaft

Erklärung: eine Risikoschwangerschaft zum Beispiel bei schwangerschaftsrelevanten Vorerkrankungen, wie einem insulinpflichtigen Diabetes, schließt eine außerklinische Geburt aus. Andere Gründe, wie z.B. Alter über 35 Jahre, ein vorangegangener Kaiserschnitt, eine Schilddrüsenunterfunktion,  sind keine endgültigen Ausschlusskriterien. Wir beraten dich gern und entscheiden gemeinsam – ggf. auch mit Hilfe der ärztlichen Einschätzung – ob das Geburtshaus ein geeigneter Geburtsort ist.

3. Ich bin zu spät dran, jetzt sind eh alle Plätze weg

Erklärung: Manche Monate sind sehr beliebt und schnell voll belegt, häufig haben wir aber auch Platz für kurzfristige Anfragen. Wir können bis zur 36. SSW in die Betreuung starten. Es lohnt sich also auf jeden Fall nachzufragen!

4. Es ist mein erstes Kind

Erklärung: Bei uns wurden schon viele erste Kinder unkompliziert und manchmal auch schnell geboren.
Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Ortswechsel vom Geburtshaus ins Krankenhaus kommt, ist erhöht beim ersten Kind. In der Regel erfolgt der Wechsel in aller Ruhe und in Begleitung der Hebamme. Die Geburt eines ersten Kindes außerklinisch zu planen, bedeutet für Mutter und Kind kein erhöhtes Risiko für Komplikationen.

5. Ich habe keine gute Schmerztoleranz

Erklärung: Meistens beginnen die Wehen sanft und mit größeren Abständen und steigern sich dann von Dauer und Intensität über den Geburtsverlauf. Du wirst also nicht von jetzt auf gleich von sehr starken Wehen überrannt. Viele Gebärende empfinden das warme Wasser im großen Gebärpool als Schmerzerleichterung. Zusätzlich nutzen wir Massagen, Positionen und Haltegriffe sowie leichte, krampflösende Schmerzmittel.

Ein TENS Gerät kann durch Vibration die Weiterleitung von Schmerzsignalen an das Gehirn dämpfen und hat keine Nebenwirkungen für Mutter oder Kind.

Sollte ein starkes Schmerzmittel oder eine PDA notwendig sein, zum Beispiel weil sich die Geburt sehr hinzieht, wechseln wir ins Krankenhaus.

6. Das ist doch alles ein bisschen verrückt

Erklärung: In Hamburg finden aktuell nur 1,9 Prozent der Geburten außerklinisch statt, es ist also tatsächlich etwas besonderes, eine außerklinische Geburt zu planen.

Viele Familien finden den Gedanken schön, in ruhiger Atmosphäre mit bekannten Hebammen zu gebären, sind sich aber trotzdem unsicher, ob es für sie der richtige Ort ist. Es ist ganz normal, vor allem für die Partner*innen Bedenken zu haben und Zeit und Informationen zu brauchen, um sich mit der Wahl des Geburtsortes sicher zu fühlen.

QUAG (= Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfliche) erhebt seit vielen Jahren das Outcome von allen außerklinischen Geburten in Deutschland und bestätigt die Sicherheit von außerklinischen Geburten (auch solche die im Krankenhaus weitergeführt werden) mit deutlich weniger Interventionen. https://www.quag.de/quag/publikationen.htm



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